Kindernothilfe Nottuln - Vorortbericht Februar 2012




















Von Nottuln nach Haiti
Erster Einsatz der Kindernothilfe Nottuln direkt in Haiti

So wie der Aktionskreis "Hilfe für Haiti" aus Nordhorn, engagiert sich auch die Kindernothilfe Nottuln e. V. seit zwei Jahren in Haiti, um dort Kindern und Jugendlichen eine Chance zu geben. Zusammen mit uns, dem Verein „LVM Helfen verbindet Menschen e. V.“ und dem „Aktionskreis Pater Beda für Entwicklungsarbeit e. V.“ wird in Jacmel/Haiti das Jugendbildungszentrum für 250 Jugendliche aufgebaut. Mitte Januar 2012 hat sich Herr Rump von der Kindernothilfe Nottuln e. V. zusammen mit Pater Roy nach Haiti aufgemacht. Vor Ort mussten der Abschluss der Arbeiten und die Förderung des Projekts sichergestellt werden. Es waren viele Gespräche mit der Baufirma, dem Schulträger, den Lehrern, verschiedenen NGO´s (Nicht- Regierung-Organisationen) erforderlich. Via Miami/Florida ging es nach Haiti, in die Hauptstadt Port-au-Prince. Von einem der reichsten Länder der Welt nämlich aus Deutschland in das Armenhaus Amerikas. In Haiti herrscht das blanke Elend. Dazu schrieb schon die Süddeutsche Zeitung: Ein Land liegt am Boden!
Auch das Auswärtige Amt spricht die Empfehlung aus, das Land wegen Cholera-, Malaria- und Kriminalitätsgefahr nicht zu bereisen .

In Port-au-Prince wurden Pater Roy und Herr Rump von dessen Bruder in Empfang genommen und während der ganzen Reise begleitet. Der Bruder von Pater Roy,Jean Marc Roy, ist der Geschäftsführer des Jugendprojekts in Jacmel. Der ersten Besuchstag hatte bereits als ersten Programmpunkt einen Termin bei der Deutschen Botschaft in Port-au-Prince, um dort Hilfen für das Projekt in Jacmel zu beantragen. Der Botschafter war von dem Projekt begeistert und prüft, dem Projekt Hilfen zukommen zu lassen. Er fand es mutig und engagiert, von Deutschland aus solch ein Projekt in Haiti aufzubauen und wies jedoch sofort darauf hin, dass von staatlichen bzw. kirchlichen Stellen für die Verwirklichung des Projekts keine Unterstützung zu erwarten ist.

Die Reisegruppe besuchte nach der Deutschen Botschaft das Kinderprojekt von Schwester Dona, das in den Bergen vor Port au Prince liegt. Schwester Dona und die Kinder wurden überraschend besucht und haben sich riesig gefreut. Schwester Dona kämpft vor Ort mit viel Leidenschaft, um den Kindern und Waisen im Alter von ein bis fünfzehn Jahren in ihrem Projekt eine Lebensgrundlage zu geben.

In Port-au-Prince wurden Kontakte zu internationalen NGO´s und Hilfsorganisationen geknüpft, um dort Tipps und Anregungen für die Arbeit in Haiti zu bekommen. Etliche Gesprächspartner in Port au Prince einschließlich verschiedener Redakteure des ARD, die vor Ort ein Dokumentarfilm produzierten, gaben die Auskunft, dass das Land im Augenblick ohne Perspektive und ohne eine funktionierende Regierung bzw. Administration arbeitet. Die Menschen kämpfen täglich ums Überleben. Zwei Drittel der Bevölkerung sind arbeitslos und unterernährt. Die ständige Auseinandersetzung mit dem Elend,dem Dreck,der Hitze und der bitteren Armut forderte schon Kräfte. Die Fahrt von Port au Prince durch das gebirgige Landesinnere nach Jacmel brauchte drei bis vier Stunden.


Die Bauarbeiten im Jugendbildungszentrum waren zu 80 % abgeschlossen. Der Schulbetrieb läuft schon und es konnten viele Gespräche mit dem Schulträger, den Schülern und Lehrern geführt werden. Das Projekt liegt an einer Küstenstraße etwa 20 Kilometer außerhalb von Jacmel. Im Augenblick werden dort 150 Jugendliche betreut und in den nächsten Monaten wird der Internatsbetrieb aufgenommen. Dort sollen 100 Sozialwaisen, Jugendliche im Alter zwischen 15 und 21 Jahren aufgenommen werden.

Die Schüler in dem Projekt sind fast alle Sozialwaisen und besuchen die Regelschule. Sie erhalten in dem Projekt einen integrierten Unterricht oder eine Berufsausbildung. Die Erteilung eines integrierten Unterrichts bedeutet, dass die Schüler eine Hausaufgabenbetreuung und auch regulären Unterricht erhalten, um einen höheren Schulabschluss bzw. einen Berufsschulabschluss zu erreichen. Die Schüler besuchen weiter Kurse in Politik, Ethik, Musik, Kultur und Sport. Dazu gibt es eine medizinische Versorgung, eine Mahlzeit sowie in Zukunft eine psychologische Betreuung. Der große Vorteil des Projekts liegt unter anderem auch darin, dass die Schüler kein Schulgeld bezahlen. Viele besuchen vormittags oder nachmittags die Regelschule und sind entweder vormittags oder nachmittags dann auch in dem Projekt. Die Regelschule in Haiti vermittelt den Schülern nicht den Lernstoff, der in Europa und Amerika den Schülern geboten wird. Viele Schüler brechen dort schon nach zwei oder drei Jahren ihre Schullaufbahn ab, um für ihre Eltern und ihre Familien Geld zu verdienen. Die Pädagogik des Projekts besteht hauptsächlich darin, die Schüler durch eine begleitende Ausbildung so zu qualifizieren, dass sie nach Abschluss mit 21 Jahren entweder ein Studium aufnehmen oder in einem qualifizierten Beruf arbeiten. Damit haben sie eine Lebensgrundlage, um ein Leben ohne Armut und Elend zu führen. Fast alle Schüler in dem Projekt sind Waisen oder Sozialwaisen. Die Schüler haben sich auch bei der Besuchsgruppe mehrmals bedankt und haben immer wieder betont, dass das Konzept ihren Bedürfnissen entspricht und sie den Vorteil des Projekts darin sehen, dass sie dort ihr tägliches Mittagessen erhalten und kein Schulgeld zahlen müssen. Die Schüler machten alle einen motivierten Eindruck. Sie wirkten ernster und erwachsener als in Europa. Viele Schüler müssen täglich ohne Frühstück viele Kilometer zur Regelschule und anschließend zu dem Projekt zu Fuß zurücklegen. Auffällig im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern ist weiter, dass die Jugendlichen in Haiti wegen fehlender finanzieller Mittel keine Drogen oder Alkohol konsumieren.

Nach Abschluss der Bauarbeiten des Projekts werden das Internatsgebäude, die Mensa und die Küchen in Betrieb gehen und die Verwaltung wird ihre Arbeit aufnehmen. Zuvor muss natürlich das gesamte Projekt mit Möbeln, Lehrmitteln und sonstigen wichtigen Materialien ausgestattet sein. Die Finanzierung dafür ist in den letzten Wochen so gut wie sichergestellt worden.

Als nächste große Baustelle gilt jetzt die Sicherstellung der jährlichen Unterhaltskosten. Diese liegen bei etwa 130.000,00 USD bis 140.000,00 USD im Jahr. Mit Geldern aus Haiti für die Unterhaltung des Projekts ist nicht zu rechnen. Aus diesem Grunde erfordert es noch einmal einen großen Einsatz, um die Zukunft des Projekts zu garantieren. Die ersten Zusagen, um die jährlichen Kosten zu finanzieren, liegen vor. Die Aufgabe der Initiatoren besteht darin, in Deutschland und in Europa bei den Regierungsstellen, kirchlichen Hilfsorganisationen und NGOs Förderanträge zu stellen. Des Weiteren müssen Vereine, Kirchengemeinden und sonstige Organisationen gefunden werden, die jährlich einen bestimmten Geldbetrag zwecks Finanzierung der Kosten zur Verfügung stellen. Auch dazu gibt es schon von verschiedenen Organisationen  entsprechende positive Zusagen. Eventuell gelingt es auch der Kindernothilfe Nottuln e. V., dem Projekt in Zukunft einen bestimmten jährlichen Betrag zur Verfügung zu stellen. Daran wird jetzt gearbeitet.

(dieser Bericht ist ein leicht überarbeiteter Zeitungsbericht der Kindernothilfe Nottuln in den Westfälischen Nachrichten.)


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